5 Wege, Einsamkeit
zu reduzieren
Teil 1/4
Bist Du digital vernetzt und fühlst Dich trotzdem einsam? Diese Strategien können Dir helfen.
In den sozialen Medien haben wir Abonnenten oder Follower, auf Facebook sogar „Freunde“. Bis zu 5.000 „Freunde“ sind dort möglich, was im echten Leben so kaum denkbar wäre. Wer hat schon 5.000 echte Freunde?
Wir sind beschäftigt, arbeiten viel oder sind erschöpft. Was als Unterstützung dienen sollte, um mit uns mehr oder weniger nahe stehenden Menschen wenigstens online verbunden zu sein, fühlt sich nicht wirklich gut an.
Die Intention, wenigstens auf diesem Wege etwas Kontakt zu halten, funktioniert nur bei einigen von uns. Trotz WhatsApp, Instagram & Co fühlen viele von uns sich zunehmend isolierter.
Die große Ironie ist, dass wir uns trotz der zunehmenden „Vernetzung“ über soziale Medien, Videotelefonie und Messaging einsamer denn je fühlen. Und auch wenn wir die Technologie nutzen, um uns verbundener zu fühlen, ist es unter anderem genau das, was uns einsam fühlen lässt. Umso wichtiger ist es, dagegen anzusteuern und Strategien gegen Einsamkeit anzuwenden.
Studie: Einsamkeit um 30 und um 60 am höchsten
Forscher haben 2016 in Deutschland die Daten von knapp 16.000 Menschen ab 17 Jahren aus dem Sozio-oekonomischen Panel (SOEP) ausgewertet, Die Studie besagt, dass sich vor allem Menschen um die 30 einsam fühlen sowie Menschen um die 60. Im Alter von ca. 40 Jahren spielt Einsamkeit eine geringere Rolle; mit circa 75 Jahren ist das Einsamkeitsproblem der Studie zufolge am geringsten. Danach nimmt Einsamkeit laut Studie wieder zu.
Wir alle wissen, dass Social Media einsam machen kann
Doch es kann Phasen im Leben geben, in denen wir froh sind, wenigstens über Facebook & Co. mit uns lieben Menschen vernetzt zu bleiben.
Wenn wir von der Arbeit zu müde und erschöpft sind, um unser Freundschaften im echten Leben zu pflegen und es uns so anstrengend scheint, uns aufzuraffen und uns mit Freunden zu treffen… diese vielleicht ebenfalls beschäftigt sind und ein gemeinsamer Termin schwierig zu finden scheint… der Hund schon den ganzen Tag allein ist und sehnsüchtig darauf wartet, mit Dir Gassi zu gehen, sein Freßchen zu erhalten oder einfach nur seine Streicheleinheiten… der Haushalt wartet und die Tage nur so dahinfliegen… dann können die folgenden Anregungen uns helfen, Social Media effektiver gegen das Gefühl der Einsamkeit einzusetzen.
Lebst Du oder funktionierst Du?
Es gibt erstaunlich viele Menschen, die nur noch funktionieren und wenig freundschaftliche oder familiäre Kontakte im echten Leben haben. Auch ich selbst kann mich noch sehr gut an die Zeit vor circa 13 Jahren erinnern, als ich einen Burnout hatte. Hier hatte ich bis auf ein oder zwei Personen kaum noch soziale Kontakte, weil ich mich sehr zurückgezogen hatte. Oder auch die Phasen vor dem Burnout: in meiner damaligen Leitungsfunktion hatten wir parallel 2 neue Standorte aufgebaut, zeitgleich habe ich eine Fortbildung, die regulär eineinhalb Jahre dauerte, in 7 Monaten durchgezogen, mein Kater wollte versorgt und betüdelt werden, der Haushalt wollte gemacht werden, Dinge waren zu erledigen und nach und nach schlich sich der Umstand ein, dass ich mein Leben kaum noch lebte, sondern nur mehr funktionierte. Schleichend war dieser Prozess. Ich habe lange Zeit gar nicht bemerkt, wie viele Monate schon vergangen waren, in denen ich bestimmte Menschen nicht mehr getroffen hatte, zumal ich sehr gut alleine sein kann. Das Gefühl der Einsamkeit tauchte bei mir erst sehr spät auf. Dagegen anzusteuern fiel mir in der langen Phase der Erschöpfung, in der ich mich bereits befand, alles andere als leicht.
Wenn es Dir ähnlich geht und Du Dich nicht aufraffen kannst oder Dir einfach die Zeit nicht nimmst, aus welchem Grund auch immer, dann probiere gerne einmal folgende Vorschläge aus:
1. Vernetze Dich von Angesicht zu Angesicht
Es ist vielleicht nicht mehr so einfach wie früher, im wirklichen Leben Kontakte zu knüpfen oder zu halten. Oft benutzen wir standardmäßig unsere Smartphones – das ist einfacher und kulturell akzeptiert. Doch wir können unsere Einsamkeit verringern, wenn wir stärkere persönliche Beziehungen aufbauen. Das erreichen wir, indem wir den Menschen in die Augen schauen, ihnen zuhören, achtsam sind und uns nicht von unseren Telefonen oder anderen Technologien ablenken lassen. Selbst wenn wir von Angesicht zu Angesicht per Video und nicht persönlich in Kontakt treten, können wir davon profitieren, dass wir in der Lage sind, soziale Signale wahrzunehmen und andere Technologien stumm zu halten.
Feste Termine können helfen, soziale Kontakte zu pflegen und so die Einsamkeit zu umgehen
Wenn Du es, aus welchem Grund auch immer, nicht schaffst, das mehrmals die Woche umzusetzen, wie wäre es denn, Dich zum Beispiel 1x die Woche, alle 14 Tage oder immer am 3. Donnerstag des Monats mit einer bestimmten Person fest zu verabreden? Neben der Beständigkeit ist hier der große Vorteil, dass Ihr den Rest der Woche Eure Termine drumherum legen könnt. Und wenn Du diese Termine mit drei weiteren Personen über den Monat verteilt festlegst, hast Du wenigstens jede Woche einen privaten Termin, bei dem Du zumindest virtuell etwas Nähe herstellen kannst.
2. Wenn schon online, dann aktiv
Anstatt passiv im Internet oder in den sozialen Medien zu surfen, kannst Du etwas tun, das die aktive Teilnahme anderer Menschen einschließt. Du könntest zum Beispiel mit anderen spielen, über etwas chatten, das Dir wichtig ist, in einem Forum Ratschläge geben oder einen Videoanruf mit einem Freund führen. Je mehr Du online mit anderen interagierst, desto mehr fühlst Du Dich wahrscheinlich verbunden.
Es gibt vor allem auf Facebook themenbezogene Gruppen, die häufig auch geschützt sind, so dass nicht jeder mitliest, was Du schreibst. Doch auch in Business-Netzwerken wie Xing oder LinkedIn gibt es Freizeit-Gruppen, in denen man sich über gemeinsame Hobbies austauschen oder sogar auch für das Hobby verabreden kann. Wie wäre es mit einer Wander-Gruppe? Wandern entspannt die Geist und lässt die Seele baumeln und mit Gleichgesinnten macht es doppelt Spaß. Alternativ gibt es noch Plattformen wie Meetup oder auch Meet5, in denen Du Gleichgesinnte finden kannst. Auch hier finden Treffen online wie offline statt.
3. Sharing is caring – “teile” online richtig
Irgendwann wurde das Wort „Teilen“ in den sozialen Medien übernommen, um zu beschreiben, was häufig nur bescheidene Prahlerei ist. Wir posten über coole Dinge, die wir unternommen haben, über leckere Mahlzeiten, die wir gegessen haben, oder über einen tollen Urlaub, in dem wir waren – alles Dinge, die wir nicht wirklich mit den Menschen teilen, die unsere Beiträge sehen. Manche mieten sich sogar ein Auto, mit dem sie sich fotografieren lassen, um sicb so als „erfolgreiche Person“ zu profilieren.
Anstatt Dinge zu teilen, die wir getan haben, können wir das Wort „teilen“ stattdessen für das nutzen, was es wirklich bedeutet – einen kleinen oder großen Teil von dem, was wir gut können, an andere weiterzugeben. Das können Ratschläge, Unterstützung oder sogar Mitgefühl sein – alles von unserem Smartphone aus. Auch das funktioniert wunderbar im geschützten Rahmen einer Gruppe. Doch auch unsere Kontakte freuen sich häufig über neue Impulse in der Chronik bzw. im Feed und werden wahrscheinlich selbst freundlicher und hilfsbereiter sein, so dass wir uns weniger einsam fühlen werden.
4. Nutze Gelegenheiten, um mit anderen in Kontakt zu treten
Wenn Du Dich über etwas freust, teile es mit anderen, indem Du einen Freund anrufst oder ihm eine WhatsApp schickst. Oder teile es Deinen Kolleginnen und Kollegen mit. Die positiven Dinge, die wir mit anderen teilen können, müssen nicht groß sein. Wir können auch einfach auf der richtigen Seite des Bettes aufgewacht sein und denken: „Hey, ich fühle mich heute großartig.“ Indem wir diese Momente mit anderen teilen, schaffen wir kleine Momente des Genießens und der Verbundenheit, die uns helfen können, die Einsamkeit zu überwinden.
5. Überdenke, wie Du Deine Freizeit verbringst
Wenn wir uns einsam fühlen, wollen wir uns manchmal einfach nur in eine Ecke zurückziehen und uns verstecken. Manchmal sind wir aufgrund unserer endlosen Aufgabenliste auch zu erschöpft, um mit anderen Menschen zusammen zu sein. Aber wenn wir uns dafür entscheiden, jeden Abend allein zu sein und Netflix zu schauen oder auf Facebook zu spielen, können wir wirklich in der Einsamkeit stecken bleiben.
Wenn wir stattdessen unsere Einsamkeit nutzen, um uns zu motivieren, auf andere zuzugehen, können wir unsere Beziehungen stärken. Wenn wir uns dafür entscheiden, unsere Einsamkeit durch die Suche nach sozialer Unterstützung zu bewältigen, schaffen wir mehr soziale Momente mit den Menschen in unserem Leben, die uns wichtig sind, was in der Regel unsere Einsamkeit verringert.
Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass das nicht immer so leicht ist. Letztendlich ist es eine Entscheidung, die wir treffen: ziehe ich mich zurück oder raffe ich mich auf und freue mich auf einen netten Abend mit Silke? Denn wenn wir ehrlich sind, tun uns die Treffen in der Regel gut, was wir häufig erst hinterher feststellen. Selbst, wenn wir vorher keine Lust hatten.
Probiere es aus. Setze nur eine einzige Sache um. Beginne mit der, die Dir am meisten liegt und in dem Tempo, das zu Dir passt. Mit der Zeit wirst Du den nächsten Schritt gehen und Dir so nach und nach wieder ein aktives Leben aufbauen, fernab von Social Media & Co.
Du bist nicht allein
Du bist nicht der einzige Mensch, der sich einsam fühlt!
Es gibt viele Leute, die sich genauso fühlen. Du musst nicht alleine mit traurigen und einsamen Gefühlen umgehen. Versuche, die individuellen Ursachen für Deine Einsamkeit zu finden und nutze für den Anfang die Anregungen aus diesem Beitrag. Wenn nötig, hole Dir Unterstützung. Dein Hausarzt hilft Dich sicherlich dabei.
TelefonSeelsorge® bei Einsamkeit
Du fühlst Dich einsam und benötigst Hilfe? Hier findest Du Unterstützung:
TelefonSeelsorge®: 0800-1110111 | 0800-1110222